Neue Lebensräume im Kieswerk Erlstätt

Grabenstätt, 25. Juni 2025 – In enger Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde und dem Landschaftspflegeverband werden unter biologischer Aufsicht auf dem Werksstandort der Rohrdorfer Sand und Kies GmbH in Erlstätt (Landkreis Traunstein) mehrere Lebensräume geschaffen. Diese sind auf die unterschiedlichen Bedürfnisse verschiedener Tier- und Pflanzenarten ausgerichtet.
Habitat für den stark gefährdeten Kiebitz
Auf einer Fläche von über zwei Hektar wird auf einer ausgekiesten und verfüllten Fläche ein zusammenhängendes Biotop angelegt, das in erster Linie Kiebitzen einen gesicherten Lebensraum geben soll. Der Kiebitz, Vogel des Jahres 2024, ist ein Bodenbrüter, dessen Bestand in Deutschland als „stark gefährdet“ gilt. Am liebsten nistet er auf Feuchtwiesen. Allerdings ist dieser Lebensraum durch Entwässerung und landwirtschaftliche Nutzung selten geworden. In Erlstätt entsteht nun ein Habitat, das den Bedürfnissen der Kiebitze gerecht wird. Beim Bodenaufbau wird weitgehend auf die Einbringung von Humus verzichtet, mit dem Ziel, ein mageres und artenreiches Extensivgrünland zu entwickeln. Durch die Modellierung des Rohbodens werden flache Wassermulden geschaffen. Gleichzeitig wird das Gelände vor Störungen durch Spaziergänger und freilaufenden Hunden geschützt.
Zauneidechsen lieben steiniges Gelände

Zusätzlich entstehen sowohl auf dem Werksgelände in Brodeich sowie auf dem fünf Kilometer entfernten Abbaugelände in Kraimoos weitere Habitate, die der verantwortliche Betriebsleiter Florian Mistlbacher vor allem für Zauneidechsen geplant hat. Die Zauneidechse ist besonders gefährdet durch starke land- und forstwirtschaftliche Nutzung sowie Flächenverlust und Verlust an Lebensraumelementen. Entscheidend ist das Vorhandensein geeigneter Sonnen- (z.B. auf Steinen, Totholz oder freien Bodenflächen) und Versteckplätzen sowie Freiflächen mit geeignetem Grund zur Eiablage. Zur Regulation ihrer Körpertemperatur benötigen die Eidechsen neben Sonnenplätzen auch schattige Stellen. Als Tages- oder Nachtverstecke sollen unter anderem Erdlöcher, Steinhaufen, Felsspalten, Reisighaufen und Wurzelstöcke dienen.
LBV sieht Kiesgrube als Vorzeigeprojekt
Eine vierte Ausgleichsfläche entsteht auf der ehemaligen Zufahrt eines stillgelegten Abbaugebiets, direkt angrenzend an ein bereits seit mehreren Jahren bestehendes Ziegenbeweidungsprojekt. Dort hat eine Gruppe von Tauernschecken, einer alten Ziegenrasse, eine neue Heimat gefunden.
Die alte Zufahrt wurde mit Abraum wieder aufgefüllt und mit Senken versehen, die wechselnass sind. Gleichzeitig wurde ein Wall geschüttet und ein künstlicher Weiher geschaffen. Ziel ist ein ökologisches Kleinod für sämtliche Arten von Kröten, Fröschen, Vögeln und Insekten.
In der Kiesgrube hat der LBV bereits mehrfach Führungen zum Thema „Artenvielfalt auf einer Naturinsel“ durchgeführt. Erlstätt ist somit ein weiterer Beleg, dass Kiesgewinnung Natur verändert und neue Lebensräume für Flora und Fauna schafft.


